Abschnittsübung des Abschnittes Rosental
In den vergangen Jahren war das Rosental mehrmals Schauplatz von Großübungen, welche im Rahmen des EU-Projektes „GOAL“ organisiert wurden. Eine Übung in diesem Ausmaß findet aber natürlich nicht jedes Jahr statt. Durch die 2015 stattgefundenen Neuwahlen auf allen Feuerwehrebenen sind jedoch auch einige neue Kameraden in Führungspositionen, die im Rahmen dieser Übung praktische Erfahrung sammeln können. Ebenso war die Sanierung der S-Bahnstrecke Anlass, sich auf potentielle Gefahren in diesem exponierten Gelände vorzubereiten.
Schwerer Unfall kurz nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen an der S-Bahn-Strecke zwischen Klagenfurt und Weizelsdorf. Ein PKW kollidiert auf einer Forststraße mit einer voll besetzten S-Bahn-Garnitur und stürzt im unwegsamen Gelände ab. Für die Einsatzkräfte wird schon das Erreichen der Unfallstelle zur ersten Herausforderung. Die eingeklemmten Personen aus dem Fahrzeug zu befreien und die teilweise schwerst verletzen Zugpassagiere zu einem befahrbaren Weg zu bringen, fordert die Einsatzkräfte von Rettung und Feuerwehr physisch wie psychisch. Zusätzlich entwickelt sich von der Unfallstelle aus ein Waldbrand. Eine Wasserversorgung kann nur von der hundert Höhenmeter tiefer liegenden Drau errichtet werden. Dazu müssen Pumpen und Schlauchmaterial erst mit Booten über den Stausee transportiert werden.
Ein fiktives Großschadensszenario, aber keineswegs unrealistisch. Deshalb haben in Summe mehr als 400 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettung gemeinsam mit der Polizei und Mitarbeitern der Austrian Hydro Power (AHP) sowie der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) für den Ernstfall geprobt. Im Rahmen der Abschnittsübung des Feuerwehrabschnittes Rosental, in welche eine Bezirksübung des Roten Kreuzes eingebettet war, wurden in 2 Szenarien nicht nur die technischen Fertigkeiten geübt, sondern vor allem das organisatorische Zusammenwirken der 24 Rosentaler Feuerwehren mit anderen Einsatzorganisationen.
Auch das zweite Szenario in Selkach/Gemeinde Ludmannsdorf, wo ein Fahrzeug von der Draubrücke auf das Lastschiff der AHP stürzt und sich während der Anfahrt der Feuerwehren ein umfangreicher Folgeunfall ereignet, stellte die Managementfähigkeiten der Führungskräfte aller Einsatzorganisationen auf die Probe. Bürgermeister und Funktionäre der Einsatzorganisationen wurden vor der Übung über den Ablauf und die besonderen Herausforderungen informiert, die Einsatzleiter aber waren erst vor Ort mit einer sehr unübersichtlichen Situation konfrontiert. Als besondere Herausforderung stellte sich dazu die, durch das Gelände stark eingeschränkte, Funkverbindung zwischen den Unfallstellen und der Einsatzleitung sowie die beengten Platzverhältnisse heraus. Auch der Mannschafts- und Materialtransport am nur einspurig und nur durch Sonderfahrzeuge befahrbaren Forstweg forderte die Einsatzkräfte.
Während in großen Unternehmen mit mehreren hundert Mitarbeitern Entscheidungen schnell getroffen werden müssen, um das wirtschaftliche Überleben zu sichern, sind im Einsatzfall weitreichende Entscheidungen noch viel schneller, oft im strömenden Regen, in stock dunkler Nacht, wenige Minuten nach dem unerwarteten Weckruf durch die Sirene zu fällen – um Menschenleben zu retten. Um auf so etwas vorbereitet zu sein und in Stresssituationen hunderte Helfer professionell zu koordinieren, müssen auch solche, nicht alltäglichen, Großeinsätze perfektioniert und automatisiert werden.
Für die Organisatoren rund um Abschnittsfeuerwehrkommandant ABI Karl Mikl war aber die Übung selbst aber nur der Schlusspunkt nach einem mehrwöchigen Projekt, in dem bereits in der Vorbereitung wichtige Kontakte zwischen den Blaulichtorganisationen und Behörden geknüpft und intensiviert wurden, auf die im realen Einsatzfall zurückgegriffen werden kann.
Text und Bilder: BI Mag. Martin Florian (FF Kirschentheuer)